Für uns ist die vierte Woche angebrochen und in Windeseile vergangen. Aber sie war wieder gefüllt mit tollen Erlebnissen, Abenteuern und einem emotionalen Abschied. Ich versuche mal einige Punkte wiederzugeben. Die anderen werden auch noch ihre eigenen Eindrücke schildern. Wahrscheinlich wird es ein Dreiteiler mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Am Montag haben wir uns nach langem hin und her dazu entschlossen, einen „ruhigen“ Tag zu haben. Ausschlafen bis 7:30Uhr soweit es unser Weckrufvogel zulässt, ein bisschen Kaffee, dann in einer nahegelegene Silberschmiede und ein paar tolle Werke anschauen.

Am Nachmittag folgen wir einer Einladung und lernen Jason und Grisel Galvez kennen, ein Missionarsehepaar aus den USA, das schon viele Jahre in Zimbabwe dient, aktuell als Kreisaufseher im Englischen Gebiet und ab kommenden Dienstjahr im Shona-Gebiet. Es ist sehr spannend zu erfahren, wie sie in diesem Gebiet tätig sind und versuchen ausgeglichen zu bleiben. Das ist ein Spagat zwischen Arm und reich, zwischen Kultur und Sprache, zwischen theokratischer Anweisungen und den Landesumständen. Inwieweit passt man sich an? Wo zeigt man Alternativen auf? Wie viel kann man finanziell helfen? Die Antwort darauf ist viel komplexer als gedacht.

Dabei waren auch Gareth, gebürtig aus England und Autoschrauber sowie seine Frau Vanessa, halb Zim, halb Austria. Und so hatten wir einen netten Plausch auf Deutsch, ganz zur Verwunderung der anderen, die sie vorher noch nie in ihrer zweiten Muttersprache haben reden hören 😅. Es war wieder ein Nachmittag zum Auftanken. Tolle geistige Gespräche, liebe Menschen, und der Beweis, Teil einer großen geistigen Familie zu sein. Es war irgendwie auch sehr angenehm, wie geerdet und „normal“ alle sind und man über Vieles einfach lachen kann.

Grisel und Jason mit der Gang 🙂

Am Dienstag hatten wir wieder Dienst-Tag. Geplant ist heute ein längerer Tag, weil wir langsam schauen müssen, wie wir alle unsere RVs und angefangen bible studies bedient bekommen. Heute morgen haben wir einen Treffpunkt im Freien. Ich arbeite zum ersten Mal mit Scott, dem 22 jährigen Sohn von Sport zusammen, der vor gut einem Monat geheiratet hat. Zum einen merkt man ihm schon sein junges Alter an. Zum anderen ist er bereits durch harte Arbeit zu einem erfolgreichen Geschäftsmann geworden, der Baufahrzeuge vermietet. Später erfahre ich von Sport ein wenig darüber, wie es in Zimbabwe in seiner Kindheit war. Es war eine krasse Zeit, in der es politische Unruhen gab und viele weiße Farmer – so wie er und seine Familie – enteignet und vertrieben wurden. Aber immer begleitete sie ein starkes Vertrauen in Jehova und so haben sie wieder erfolgreich von vorn angefangen.

Ich bin immer wieder beeindruckt davon, wie ruhig und gelassen er bei all diesen Dingen ist, welchen Einsatz er für Jehova zeigt und welches Gottvertrauen ihn all die Jahre begleitet hat. Mit einiger guter Planung schaffen wir es ab Mittags, unsere Rückbesuche zu bearbeiten. Was man immer mit einrechnen muss, sind die Wege, denn auf den Straßen im red-soil Gebiet kommen wir mit unserem Wegen nur im Schritttempo weiter.

Eine kleine Diensterfahrung möchte ich hier ebenfalls teilen. Letzte Woche haben wir auf einer Baustelle drei Männer angetroffen. Einer der Männer ist direkt an einem biblischen Gespräch interessiert. Er hat viele Fragen, da in seiner Kirche Männer durch heiligen Geist lehren und nicht die Bibel lesen. Er fragt, was ich davon halte und wie wir das sehen. Ich lese ihm 2. Tim 3:16 vor und Frage ihn, wofür die Bibel geschrieben wurde. Wenn sie also zum lehren und richtigstellen geschrieben ist, muss man sie dann nicht auch lesen um etwas zu lernen? Es braucht auch etwas, um ihn davon zu überzeugen, dass wir uns eigentlich auf ein Leben auf der Erde und nicht im Himmel freuen.

Er sagt mir, ich solle wiederkommen. Er würde sich die Zeit nehmen und die Arbeit unterbrechen, damit wir weiter sprechen können. Am Wochenende habe ich mich noch etwas vorbereitet, gerade was das Thema mit diese Sieben-Tages Adventisten und Pfingstlern und AFM Church angeht. Es ist erstaunlich, wie viel wir dazu auch in unserer Literatur finden.

An diesem Dienstag treffe ich ihn wieder an und nach einigen speziellen Fragen geht es schließlich um die generelle Frage: woran kann er festmachen, welche Kirche die richtige ist. Ich gehe mit ihm einige Verse aus Matthäus 7 durch, erst 21-23, dann 15-20, dann 13,14. Ich weiß, dass die meisten lokalen Kirchen hier ihre Mitglieder finanziell ausbeuten. Daher Frage ich ihn, ob er je gelesen hat, dass Jesus Geld für sein Predigen verlangt hat. Sollten dann seine Nachfolger nicht genauso handeln? Das leuchtet ihm ein. Am Ende des Gesprächs stellt sich heraus, dass er gar keine eigene Bibel besitzt. Also verspreche ich ihm, eine auf Shona zu organisieren. Als ich zurück im Auto bin und voller Begeisterung von der Erfahrung erzähle, erinnern mich die anderen daran: Hast du ihm wenigstens gezeigt, dass er die Bibel auch online lesen kann? Hab ich natürlich total vergessen! Also nochmal zurück gelaufen und ihn gezeigt 😬.

Gegen fünf Uhr kommen wir wieder zu Hause an, etwas müde, hungrig aber voller Freude über den Dienst.

Am Mittwoch waren wir in einem besonderen Geschäft mit allerlei handgemachten schönen Mitbringseln. Das könnten wir uns ja nicht entgehen lassen 😊. In der Zusammenkunft am Abend haben wir wieder sehr gute Aufgaben gehört und einen sehr begeisternden Vorsitzenden, der die Schüler sehr spezifisch lobt aber auch mal liebevoll einen Tipp gibt. Im Rahmen von Aktuelles wurden die Brüder nochmal auf die Mitarbeit beim internationalen Kongress eingestimmt. Das war so begeisternd, dass wir am liebsten mitmachen würden. Es ist wirklich erstaunlich, was alles an Vorbereitung und Arbeit dahintersteckt, um den Delegierten einen schönen Aufenthalt und eine schöne Erfahrung zu ermöglichen.

Am Donnerstag gehen wir Vormittags noch in den Dienst. An diesem morgen bin ich wieder mit Sport unterwegs. Und es ist erstaunlich, aber wie verstehen uns einfach gut und haben mittlerweile einen persönlicheren Umgang. Er erzählt mir von seiner schwierigsten Zeit, die für ihn auch eine Glaubensprüfung war. Dann konntne ich ihm ein Studium übergeben, bei dem wir mittlerweile in Lektion 2 sind. Der junge Mann wirkte die letzten Male eigentlich nicht so bei der Sache, ist eher ruhig und zurück haltend. Doch als wir anfangen über die Auferstehungshoffnung zu reden, öffnet er sich. Er hat ihm Alter von 14 Jahren Eltern und Onkel verloren. Er lebt im Moment allein und gar keine Arbeit.

Sport erklärt mir im Nachhinein, dass es viele gibt, die in einer ähnlichen Situation sind. Er hat viele grundsätzliche Dinge gar nicht gelernt, weswegen man im Studium wirklich mit den Basics starten muss. Er wird das Studium auf jeden Fall fortsetzen, sagt mir aber auch, dass es schwierig wird. Er hat wahrscheinlich Verwandte, die erwarten, dass er sich finanziell um sie kümmert. Und sobald er irgendwie Arbeit hat, die es ihm erlaubt, wenigstens einmal die Woche etwas anderes als Zadza zu essen, wird das vor dem Studium Priorität bekommen. Aber das weiß man vorher nie. Es liegt in Jehovas Hand. Und wie tun einfach unseren Teil.

Heute beenden wir unseren Dienst schon gegen kurz nach zwölf, denn heute haben wir noch etwas anderes vor: Abenteuer!

Es geht in einen großen Gamepark, Imire, ca 110km von uns entfernt. Craig hat uns über seine Kontakte den „Delegierten-Discount“ ermöglicht. Die Fahrt dorthin ist bereits abenteuerlich, die letzten 37 km werden wir ordentlich durchgeschüttelt. Aber erst einmal angekommen, erwartet uns Großartiges 😀.

Aber das ist eine andere Geschichte und braucht einen eigenen Beitrag.

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