Nach dem ereignisreichen Montag gehen wir in unsere zweite Woche. Dienstag ist natürlich wieder Diensttag und wir freuen uns darauf, in unser Versammlungsgebiet zu gehen. Nach einem kurzen, praktischen Treffpunkt geht es mit einer motivierten Gruppe ins Gebiet. Ich bin mit „Big Craig“ unterwegs, der sich heute Vormittag von den Kongressvorbereitungen loseisen konnte… oder vielleicht doch nicht? Wir hatten ein paar schöne First-Calls. Weil die Sonne bereits kräftig scheint wird uns jedes Mal ein Platz im Schatten angeboten und wir können zwei oder drei Bibeltexte besprechen. Aber Craigs Telefon wird von Nachrichten und Anrufen bombardiert. Einmal muss er drangehen, um kurz etwas zu klären. Das scheint den Wohnungsinhaber nicht im Geringsten zu stören. Das ist halt die Gelassenheit hier 😅.

Danach trifft sich die Gruppe und ein kurzer Austausch der Ältesten verrät, dass sie sich gerade um die Audio/Video Ausrüstung für den Kongress kümmern. Angebote einholen, schauen was möglich ist, kreativ sein. Und trotz all des Stresses entspannt bleiben. Das ist schon beeindruckend.

Mukuvisi Woodlands

Mittwoch ist der erste „freie Tag“, an dem wir keine Dienstaktivitäten geplant haben. Das heißt, wir können bis 7:00Uhr ausschlafen 😁. Naja fast. Der Hahn um 3:00Uhr und ein paar Exoten gegen 05:00 Uhr fühlen sich täglich dazu verpflichtet, uns den „Sound of Africa“ zu pfeifen. Der ist übrigens hochinteressant, aber dazu später ein eigener Beitrag.

Heute überlegen wir, in einen Park spazieren zu gehen. Park heißt hier natürlich Gamepark (also Wildpark). Gute zwei Stunden laufen wir quer durch die Mukuvisi Woodlands, einen Park leicht südlich des Zentrums von Harare, begleitet von vielen Schmetterlingen und manche Insekten. Aber von großen Tieren keine Spur… naja bis auf die Spuren und die Losung. Michel wäre diesen auch gerne abseits der Wege in das Unterholz gefolgt, doch unser deutschgeprägtes Rechtsempfinden hat dies nicht zulassen können. Auf dem Rückweg treffen wir einen Mitarbeiter, der uns den Tipp gibt, ganz vorne am Aussichtsposten ausschau zu halten, da die Tiere dort um die Zeit nach Essen suchen. Wir also in gutem Tempo zurück Richtung Ausgangspunkt, als sich plötzlich und unerwartet unser erstes Tier vor uns auftut.

Es ist schon etwas Schönes und Imposantes so ein Tier in natura und in seiner vertrauten Umgebung zu sehen. Ein paar Minuten später betreten wir den Aussichtsposten und beobachten wie nach und nach ein paar Tiere zur Wasserstelle kommen.

(Zebras, Giraffen, Elands)

Feiertagsdienst

Am Donnerstag beginnt wieder unser Dienstzyklus. Donnerstag wird ein Powertag. Hier ist der 1. Mai ebenfalls ein Feiertag. Das bedeutet viele da, am Treffpunkt und im Gebiet. Heute geht es in den nördlichen Teil des Territories mit den übelsten Straßen. Michel schafft es heute mit unserem Geländewagen das erste Mal, „Bodenkontakt“ aufzunehmen. Aber die Mühe lohnt. Im Gebiet angekommen schwärmen wir aus und wuseln uns durch die Straßen.

Am Nachmittag sind wie immer RVs und bible studies dran. Wir organisieren uns zu siebt im Fünfsitzer von Sam und ich darf/muss fahren 😅.

Eine erstaunliche Sache ist, wie hier Rückbesuche und Studien gehandhabt werden. Jeder kennt jeden und im Auto überlegt man gemeinsam, wer wen besuchen geht. Niemand „besitzt“ hier einfach den Rückbesuch oder das Studium. Man merkt, der Mensch steht hier im Mittelpunkt und das dieser versorgt ist. So fahren wir zu einem Studium und es heißt dann einfach: „Hi, heute studiert Soundso mit dir. Ist das in Ordnung?“ Aufgrund der Menge und der Streuung im Gebiet ist das logistisch manchmal gar nicht anders möglich. Was für uns anfangs befremdlich wirkt, hat einen ganz tollen und positiven Effekt. Die Versammlung kennt schon sehr früh die Interessierten und die Interessierten die Versammlung. Es gibt weniger Berührungsängste und mehr Personen, die nach kurzer Zeit die Zusammenkünfte besuchen. Außerdem tauschen sich die Verkündiger gut aus und können so die Interessierten besser betreuen. Das Wort Gottes steht stärker im Fokus als die Lehrfähigkeit des Einzelnen. Und natürlich fordert es auch den Verkündiger, sehr gut mit den Studienhilfsmitteln vertraut zu sein.

Honest

So komme ich heute dazu, meine erstes Bibelstudium zu leiten. Sein Name ist „Honest“. Er ist ein aufgeweckter zwölfjahriger Junge, den ich im Garten vor einer sehr einfachen Behausung antreffe. Er ist allein, die Eltern arbeiten. Er organisiert sofort etwas zum Sitzen: Eine kleine Holzbank und zwei Plastikeimer. Wir betrachten heute Lektion 6 „How did Life begin“. Wo wir es sonst gewohnt sind, Menschen mit einem eher wissenschaftlichen Hintergrund die Plausibilität des Schöpfungsberichts zu erklären, versuche ich Honest verständlich zu machen, was Evolution ist und warum kluge Köpfe das für eine plausible Erklärung halten. Von Stirnrunzeln bis Lachen war alles dabei 😂.

Tatsächlich wird Honest erst im kommenden Schuljahr etwas über Evolution erfahren. Und wahrscheinlich wird im der Lehrer das so vermitteln, dass manche Menschen das halt glauben. Wie schon früher erwähnt ist den Menschen hier der Gedanke völlig fremd, dass sich Leben von allein entwickelt haben soll, und es klingt für sie absurd, dass wir von Affen abstammen sollen.

So können wir uns aber auch einfach mehr auf die schönen Seiten dieser Lektion konzentrieren, z.B. darauf, was den Menschen einzigartig macht. Bezugnehmend auf die herumlaufenden Hühner frage ich ihn: „Oder hast du schon Mal Hühner mit einem Buch in der Hand gesehen oder wie sie sich versammeln um zu Gott zu beten?“ Er lacht und versteht so besser den für ihn noch fremden Ausdruck „im Bilde Gottes erschaffen“.

Am Samstag werden wir die Lektion fortsetzen und abschließen. Es ist herzerwärmend zu sehen, welche Wertschätzung dieser junge Mensch für die Wahrheit hat und sich auf das Studium freut, völlig unabgelenkt von der bei uns so üblichen technologisierten Welt.

Nachdem wir nun schon neuen Stunden unterwegs sind freuen wir uns auf den Heimweg, die Füße müde, aber der Geist erfrischt und friedlich, mit Lachen und mit Lächeln. Und morgen geht es weiter… ☺️

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