Es ist Dienstag. Heute sind wir mit Cindy & Jonathan verabredet. Wir haben die beiden gleich in der ersten Woche Dank Cam und Keri kennengelernt. Die beiden waren vor 18 Jahren auf der Gileadschule und haben anschließend eine Zuteilung als Missionare in Simbabwe erhalten.
Jonathan ist heute voll eingespannt mit Kongressvorbereitungen aber Cindy hält die Stellung. Nach einem kurzen Boxenstop laden wir Cindy also ein und fahren ins Gebiet. Sie bereitet uns schon im Auto etwas vor. Uns erwartet heute “High-Density-Area”. Kurz gesagt: Viele Menschen. Wenig Geld. In dem Gebiet hat niemand ein Auto, fließend Wasser oder Strom. Englisch wird insgesamt von eher weniger Menschen gesprochen, denn wir sind hier im Shona-Gebiet.
Treffpunkt ist mitten im Gebiet bei Brüdern vor dem Haus. Für die Brüder stehen ein paar einfache Holzbänke bzw. Hocker zur Verfügung. Für die Schwestern werden alte Maissäcke auf dem Boden ausgebreitet um sich darauf zu setzen… Im ersten Moment ist es zugegeben schon etwas seltsam, dass wir auf dem Boden sitzen und die Männer auf den Bänken. In unserer westlichen Welt würden die Frauen wohl gleich auf die Barrikaden gehen und sich herabgesetzt und gedemütigt fühlen, wenn sie sich zu Füßen Ihres Mannes setzen sollten. Doch hier ist es völlig normal. Denn hier wird diese Sitzordnung als ein Ausdruck des Respekts vor dem Mann als Haupt ausgedrückt. Von negativen Gefühlen keine Spur. Es herrscht eine völlig entspannte und freudige Atmosphäre.

Wir weißen “Murungus” sind hier auf dem Treffpunkt scheinbar eine Besonderheit. Denn im Anschluss werden erst einmal jede Menge Fotos geschossen. Und auch im Gebiet macht sich das schnell durch viele Blicke bemerkbar. Ein Junge bleibt völlig fasziniert mit offenem Mund stehen und starrt mich an. Als ich ihm winke, winkt er ganz schüchtern zurück. Was jedoch noch viel auffälliger ist: Die Menschen hier sind wirklich an der Wahrheit interessiert.

Wir vier sind auf die Locals aufgeteilt. Ich bin mit Mupasiri und Blessing eingeteilt. Los geht’s – natürlich zu Fuß. Die zwei jungen Schwestern klappern mit mir ein Bibelstudium nach dem anderen ab. Hier ist wirklich an jeder Ecke jemand, der die Bibel studiert. Es wird kurz gerufen “Gogogo-e” und sobald man auf dem Hof gebeten wird, werden Tücher auf den Boden ausgebreitet oder Plastikeimer herausgetragen, die dann jeweils als Sitzgelegenheit dienen.

Glücklicherweise verstehen doch einige Englisch, sodass ich bei den meisten Studien schon ein wenig unterstützen kann.
Dieses Gebiet ist wirklich etwas besonderes. Mir wird der Kontrast zu unserer westlichen Welt hier sehr deutlich bewusst. Ich verstehe wieso Jesus sagte, dass es für ein Kamel leichter ist durch ein Nadelöhr zu gehen, als für einen Reichen in Gottes Königreich einzugehen. Zuhause in Deutschland geht es den meisten Menschen gut. Manche haben sich bereits ihr kleines Paradies geschaffen. Sie verstehen nicht wozu sie Gott bräuchten… Doch hier in Simbabwe, High-Density-Area, hier ist von Wohlstand keine Spur. Der Müll liegt auf den Straßen, es riecht seltsam, die Kleidung der Menschen ist zerrissen… Hier gibt es keinen Menschen, der daran zweifelt, dass es Gott gibt. Keinen, der daran zweifelt, dass er Gott braucht. Die Menschen wollen Gott kennenlernen, mehr über seine Versprechen erfahren.

Mit vielen Eindrücken und viel Stoff zum nachdenken geht es für uns nach einigen Stunden zurück in unser Gebiet. Zurück nach Crowhill. Denn dort warten noch unsere Rückbesuche auf uns… Und Dave muss doch noch seine Trinkflasche irgendwie zurückbekommen…
